Seit wann gibt es eigentlich das Saxophon? Und wer hat es wann wo verwendet?
Die Anfänge
Seit den 1840er Jahren gab es schnelle und beachtliche Erfolge bei der Verbreitung des neuen Instruments. Adolphe Sax wurde von namhaften Persönlichkeiten (u. a. Berlioz, Rossini) unterstützt. Sax’ Hoffnung, das Saxophon könne ins Sinfonieorchester aufgenommen werden, erfüllte sich aber nicht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (z. B. Bizet: «L’ Arlésienne») beschränkte sich der Einsatz des neuen Instruments auf die Militärmusik.
Militär-, Jazz- und Swingmusik
Im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden französische, belgische, niederländische, italienische, spanische und russische Militärkapellen mit kompletten Saxophonsätzen ausgestattet.
Im frühen Jazz wurde gelegentlich das Bass-Saxophon verwendet.
Das Tenor- oder Alt-Saxophon fanden als Melodieinstrumente ab dem Chicago-Jazz Verwendung.
Die Swing-Ära bringt für das Saxophon den großen Durchbruch (80 Jahre nach seiner Erfindung!), im bis zu fünfstimmigen Satz gespielt ist es charakteristisch für den populären Big-Band-Sound. Nunmehr gilt das Saxophon für den Durchschnittshörer auf der ganzen Welt als typisches Jazz- und Tanzmusik-Instrument.
Daneben – weniger beachtet – vereinzelt Einsatz in „klassischem“ Kontext.
Das klassische Saxophon
Im Berlin der 20er und frühen 30er Jahre kurze Blüte des klassischen Saxophons (Bumcke, Rascher). In Nazi-Deutschland dann als „entartetes“ Instrument diffamiert.
Frankreich hat die stärkste Saxophontradition. Pariser Komponisten am Anfang des 20. Jahrhunderts (Ravel, Milhaud) setzen die Klangfarbe des Instruments gelegentlich in ihren Kompositionen ein. 1928 gründet Marcel Mule sein Quartett, seit 1942 gibt es am Conservatoire in Paris eine Professur für Saxophon (Mule). Der einflussreichste französische Saxophonist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird Jean-Marie Londeix. Von französischen Komponisten stammt auch der größte Teil der mittlerweile gewaltig angewachsenen Solo- und Ensembleliteratur für Saxophon, allein über 50 Werke stammen aus der Feder von Pierre-Max Dubois.
In den USA begründet Sigurd Rascher eine neue Tradition des klassischen Saxophonspiels. Sein Saxophonquartett, 1969 gegründet, operiert mittlerweile von Deutschland aus. Manche halten es für das beste der Welt.
Im Bereich der „Neuen Musik“, vor allem der Kammermusik, wird das Saxophon insgesamt weniger zögernd eingesetzt, zu den Standardinstrumenten des Sinfonieorchesters gehört es aber immer noch nicht.
Das Saxophon heute
Jetzt, nach 170 Jahren, hat sich das Instrument in den meisten Bereichen der Musik so etabliert, wie es sich Adolphe Sax vorgestellt haben mag! Die meisten Musikausbildungsstätten auf der ganzen Welt bieten Klassisches Saxophon und Jazz-Saxophon in ihren Studiengängen an. Immer mehr professionelle Saxophonquartette etablieren sich in der „Szene“.